3 Klagetrommeln

Klagetrommeln für die Opfer in China

Die Hoffnung vieler Ostdeutscher auf Reformen zerstört die SED-Führung im Frühsommer 1989, als sie die blutige Niederschlagung der friedlichen Demokratiebewegung in China begrüßt. Die Menschen in der DDR empfinden das als Drohung, wollen aber nicht mehr stumm sein. Oppositionelle in Berlin rufen die Aktion Trommeln für China ins Leben. Der Lateinamerika-Arbeitskreis „tierra unida“ nimmt den Ton in Potsdam auf: Am 28. Juni hängt ein Bettlaken mit der Aufschrift „Wir trauern um die Opfer Chinas“ an der Erlöserkirche, die der dreitägigen Aktion ihren Schutz anbietet. Trotz Polizeipräsenz ist die Unterstützung der Bevölkerung groß. Viele Menschen solidarisieren sich, legen -Blumen und Kerzen ab und tragen sich in lange Namenslisten ein: Alle 15 Minuten wechselt der Trommeldienst. Im Herbst 1989 finden hier Fürbitten für politisch Inhaftierte statt, und die Kirche wird Anlaufpunkt für die neuen politischen Vereinigungen. Das Potsdamer Neue Forum wählt in seiner Vollversammlung am 3. November 1989 hier seinen Sprecherrat. Vor 2.000 Zuhörern stellen die Redner die Führungsrolle der SED an diesem Abend in Frage. Am 8. November 1989 gründet die sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) in der Erlöserkirche ihren neuen Bezirksverband und den SDP Ortsverband.