7 Besetzung Stasi-Zentrale

Besetzung der Stasi-Bezirkszentrale

Die Mauer ist seit vier Wochen offen. Die Führungsrolle der SED ist aus der Verfassung der DDR gestrichen. Das Ministerium für Staats-sicherheit (MfS) heißt seit 17. November 1989 Amt für nationale Sicherheit. Anfang Dezember häufen sich Meldungen über Akten-vernichtungen. Das Potsdamer Neue Forum wird aktiv, informiert seine Mitglieder, ebenso die SDP. Bürgerrechtler besetzen am 5. Dezember 1989 um 11.00 Uhr gemeinsam mit einem Vertreter der Staatsanwaltschaft und dem Chef der Volkspolizei die Stasi-Bezirksverwaltung. Schnell sammeln sich Potsdamer Bürger, die ebenfalls an der Besetzung teilnehmen. Zimmer für Zimmer kämpfen sie sich durch die Gebäude, stellen die Stasi-Mitarbeiter über deren Arbeit zur Rede. Telefonabhörzentrale, Chefzimmer, die Türen werden geöffnet. Ganze Stapel von leeren Aktenordnern zeugen davon, dass die Aktenvernichtung bereits in vollem Gang ist. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft werden Räume versiegelt und Akten sichergestellt.
Auf dem Hof entsteht eine für alle Beteiligten völlig neue Situation: Nun kontrollieren Polizisten die Stasi-Mitarbeiter beim Verlassen des Geländes. Ab heute soll kein Material mehr aus der Bezirkszentrale verschwinden. Die Bürgerrechtler legen mit der Aktensicherung den Grundstein für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.