5 Stasi-Knast

Vom Stasi-Knast zum Haus der Demokratie

„Lindenhotel“ nennt der Volksmund sarkastisch die Untersuchungshaftanstalt des Staatssicherheitsdienstes in der Lindenstraße. Schon während des Nationalsozialismus wird es als Gefängnis für politische Häftlinge genutzt, danach übernimmt der sowjetische Geheimdienst das Gerichts- und Gefängnisareal, der das Anwesen 1952 dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) übergibt. Bis 1989 inhaftiert die Stasi hier mehr als 6.200 Menschen. Was genau sich hinter den Mauern verbirgt, wissen die meisten Potsdamer in dieser Zeit nicht.
Am Abend des 5. Dezember 1989 verschaffen sich Potsdamer Bür-gerrechtler Zutritt zum Gefängnis. Sie sehen viele leere Zellen. Die -Stasi- Häftlinge sind nach der Amnestie Ende Oktober 1989 bereits entlassen. Bis auf die Häftlingskartei sind die meisten Akten vernichtet. Im Januar 1990 bekommt das Gebäude eine ganz andere Funktion: Es wird zum Haus der Demokratie. Die neuen Parteien und Bewegungen ziehen hier ein und feiern gemeinsam mit den Potsdamern am 20. Januar einen „Tag der offenen Türen“. Die meisten sehen das „Lindenhotel“ zum ersten Mal von innen.
Heute befindet sich hier die Gedenkstätte „Lindenstraße 54/55 für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert“.