8 Café Heider

Eine öffentliche Nische: Das Café Heider

Es ist das einzige privat betriebene Café Potsdams zu DDR-Zeiten. Menschen aus unterschiedlichen Szenen treffen sich hier. Viele lieben den Kuchen aus der hauseigenen Backstube. Manche spielen stundenlang Schach, andere kommen zur Live-Musik. Kaffee, Alkohol und Zigaretten sind die ständigen Begleiter angeregter Diskussionsrunden. Neue Lebensentwürfe und verbotene Bücher wechseln hier ebenso den Besitzer wie Antiquitäten oder Autoersatzteile. Viele Ideen werden an den Kaffeehaustischen geboren, nur wenige werden Realität. Für die einen ist das Heider ein zweites Zuhause, für die anderen eine heimliche Universität. Manchmal kommen Bewohner des umliegenden Holländerviertels zum Zähneputzen hierher, wenn mal wieder die Wasserleitungen eingefroren sind. Als Widerstandskämpfer würden sie sich eher nicht bezeichnen, die früheren Stammkunden des Heider, eher als Andersdenkende, die heraus wollten aus der eintönigen DDR Normalität. Trotzdem bleibt die Politik nicht außen vor: Viele Spitzel der Staatssicherheit verkehren hier. Und am 7. Oktober 1989 lässt die Polizei das ganze Café räumen, weil sich einige der Protestierenden ins Heider flüchten, als die Sicherheitskräfte die Demonstration in der Friedrich-Ebert-Straße gewaltsam auflösen.