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Volksaufstand vor historischer Kulisse

Wer auf Dresdens berühmtestem Platz spricht, der wird in der Stadt gehört. So ist der Theaterplatz Bühne der SED-Machthaber, Sammelplatz des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 und Platz der Demonstrationen im Herbst 1989.
Nach der Trümmerberäumung und der schnellen Entscheidung 1945/46 zum Wiederaufbau des Zwingers wird der Theaterplatz als historischer Platz nicht in Frage gestellt. Die SED-Genossen nutzen ihn als Bühne zur Inszenierung ihrer Macht, gedenken der Zerstörung Dresdens und feiern DDR-Geburtstag.
Am 17. Juni 1953 nehmen die demonstrierenden Dresdner den Platz für ihre Forderungen in Anspruch. Nachdem am Morgen im Sachsenwerk und weiteren Dresdner Betrieben die Nachricht von den streikenden Arbeitern der Berliner Stalinallee die Runde macht, bilden sich mehrere Demonstrationszüge in Richtung Innenstadt. Sie führen Losungen wie „Spitzbart, Bauch und Brille sind nicht des Volkes Wille“, „Nieder mit der Zone“ und „Wir fordern freie Wahlen“ mit sich und fordern die Einheit Deutschlands.
Fast 20.000 Menschen sammeln sich auf dem Theater- und Postplatz. Von der Hofkirche lassen Dachdecker eine zehn bis fünfzehn Meter lange Papprolle mit Parolen gegen den SED-Staat nieder. Gegen 16.00 Uhr riegelt das sowjetische Militär alle Zufahrtsstraßen ab. Die meisten Demonstrationszüge werden ohne Waffengewalt auseinander getrieben. Gegen 21.00 Uhr sind alle Ansammlungen aufgelöst. Zu einer organisierten Kundgebung kommt es an diesem Tag nicht.
36 Jahre später, im Herbst 1989, demonstrieren die Dresdner wieder auf diesem Platz gegen die SED-Staatsgewalt. Das Ergebnis ist ein anderes: Den Demonstrationen folgen der Fall der Mauer, dann das Abdanken des Regimes und freie Wahlen. Und schließlich ist am 3. Oktober 1990 Deutschland wiedervereinigt.