7 Träume aus Beton

Träume aus Beton

Wohnen wird in der DDR ebenso wie Ernährung, Kultur und Bildung zum „Grundbedarf“ erklärt. Dieser muss für jeden in gleicher Qualität befriedigt werden. Die Mietpreise werden deshalb künstlich niedrig gehalten und staatlich subventioniert.Die zentrale Wohnungsvergabe, nach dem Krieg zum Zwecke einer gerechten Verteilung eingerichtet, wird zum Dauerprovisorium.
Jede frei werdende Wohnung muss an die Kommunale Wohnungsverwaltung (KWV) gemeldet werden, jede freie Wohnung wird auch von ihr vergeben. Lange Warte- und Dringlichkeitslisten werden in nicht nachvollziehbarer Folge abgearbeitet. Eine chronische Wohnungsknappheit begleitet die DDR trotz verschiedener Wohnungsbauprogramme bis an ihr Ende.
Die herausragenden Prestigeobjekte feiern die neuen Bewohner und die Presse im Gleichklang: „Ich möchte greifen nach den vorüberhuschenden Federwolken (…) Ich möchte mich drehen wie der weiße Wäschequirl weit unten im Hof und irgend etwas singen, und mit meinem Gesang das Rattern der Presslufthämmer über-tönen, denn es ist schön hier oben im 14. Stockwerk des Hoch-hauses am Pirnaischen Platz“, schreibt ein Mieter in der „Union“ am 1. Mai 1966.
Das ambitionierteste Programm legt Erich Honecker 1973 auf: Bis 1990 soll die Wohnungsnot beseitigt sein. Die unbedingte Planerfüllung der SED-Sozialpolitik zieht erhebliche Qualitätseinbußen nach sich: „In den vergangenen Monaten war es mehrmals notwendig, im Interesse der Planerfüllung des Wohnungsbauprogrammes auf Kompromisse einzugehen. Das führte zu einer Verschlechterung der Qualitätsarbeit des VEB Baukombinates (sic!) Dresden. Ich bin deshalb bei zukünftigen Abnahmen nicht mehr bereit, derartige Kompromisse einzugehen“, schreibt der Direktor der KWV Dresden am 27.6.1978 an Oberbürgermeister Schill.
In Randlage entstehen Neubaugebiete, die der industrielle Wohnungsbau vorzugsweise errichtet, um dem Plansoll näher zu kommen. Gehwege, Begrünung und Spielplätze bleiben, weil sie in den Zahlen nicht vorkommen, auf der Strecke.
Die zeit- und kostenaufwändige Sanierung von Altbausubstanz in der Innenstadt kommt fast vollständig zum Erliegen. Undichte Dächer, Außen-WC, weder Dusche noch Badewanne – so leben viele Dresdner in den KWV-verwalteten Altbauwohnungen. Dringend notwendige Reparaturen erbringen sie in Eigenleistung oder arrangieren sich mit dem Verfall.