Neobarocker Aufmarschplatz

Politische Demonstrationen, Aufmärsche und Volksfeiern sollen den neuen Charakter des Altmarktes bestimmen. Dafür wird er doppelt so groß geplant und avanciert zum größten innerstädtischen Parkplatz Dresdens. Nur in seinem Pflaster bleibt seine Geschichte erhalten.
Nach den unmittelbaren Aufräumarbeiten und den ersten Groß-flächenberäumungen nimmt das „Nationale Aufbauprogramm“ Formen an. In Abstimmung mit der Sowjetunion beschließt die Regierung der DDR am 27. Juli 1950 die 16 Grundsätze des Städtebaus, die die Funktionen einer sozialistischen Stadt definieren. Welcher Platz für Aufmärsche und Volksfeiern der richtige ist, wird lange diskutiert und durch immer neue Wettbewerbe und Entwürfe hinausgezögert. Schließlich wählt Ost-Berlin den Altmarkt. Um den festgelegten Kriterien zu genügen, fordern die politischen Kräfte eine den neuen Machtverhältnissen entsprechende Bauweise, die sie vor allem in einer Vergrößerung des Platzes sehen: Der Altmarkt soll auf eine Größe von 20.000 Quadratmetern erweitert werden. Walter Ulbricht selbst legt am 31. Mai 1953 den Grund-stein für den neuen „zentralen Platz“, der zum seinem Leitbild einer sozialistischen Stadt gehört.
Nunmehr doppelt so groß wie zuvor, wird der Altmarkt zu einem überdimensionalem Aufmarschplatz. Die traditionell in Ziegelbauweise errichteten siebengeschossigen Gebäude sind – wie ihre Vorbilder im gesamten Ostblock – reich mit Ornamenten verziert und knüpfen hier an regionales Kunsthandwerk und Dresdner Barock an. Nur auf seine Funktion konzentriert, nimmt der Platz keine Verbindung zu seinen umliegenden Straßen und Gassen auf.
Bis in die 80er Jahre hinein bleibt der Altmarkt seiner Funktion als Aufmarschplatz treu. Aus dem einstigen „Festsaal“ der Stadt Dresden ist ein großer zentraler Parkplatz geworden, der – nie einheitlich gestaltet – im Pflaster noch immer seine Geschichte, seine alten Maße, trägt.