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Mobil ohne Auto

Dürfen wir auf Kosten zukünftiger Generationen leben? Diese auch heute noch diskutierte Frage stellen sich in der DDR in den 80er Jahren immer mehr Menschen. Die sichtbare Umweltzerstörung, rauchgeschwängerte Luft, chemikaliengesättigte Gewässer und nadellose Bäume führen zu zahlreichen öffentlichkeitswirksamen Aktionen und Ausstellungen.
Das Interesse an Umweltproblemen nimmt in den 80er Jahren weltweit zu und bildet ein Bewusstsein für ökologische Fragestellungen heraus. Angesichts der dramatischen Situation beschäftigten sich auch in der DDR viele Menschen mit den Ursachen, Folgen und Alternativen.1980 gründet sich der ökologische Arbeitskreis in der Dresdner Kreuzkirche, die ihre Türen trotz ständiger Beobachtung durch Staatssicherheit und Rat des Bezirkes immer offen hält.
Während eines Umweltgottesdienstes zum Kirchentag 1983 geht der Arbeitskreis an die Dresdner Öffentlichkeit: Ein grünes Kreuz auf einer weißen Fahne weht am Turm der Kreuzkirche. Im Inneren der Kirche steht Natur pur für das Grün: Über dem Altarraum hängt ein grünes Kreuz aus Salatköpfen. Es wird zum Symbol der Umweltbewegung.Brisante und aktuell auf Dresden bezogene Informationen finden in den offenen Abenden des Arbeitskreises Aufmerksamkeit und Verbreitung, zunehmend auch in nicht christlichen Kreisen, die sich den Umweltgruppen anschließen. Allen Beteiligten ist klar, dass eine grenzenlose Umweltzerstörung ein in jeder Hinsicht grenzfreies Engagement erfordert.
Ein Höhepunkt dieser Arbeit ist die 1988 im Rahmen des evangelischen Kirchentages ausgerufene Unterschriften- und Spendenaktion „Eine Mark für Espenhain“, die 80.000 Menschen unterschreiben und die damit 80.000 Mark einbringt. Die Umweltgruppen arbeiten auch an der Vorbereitung der ökumenischen Versammlung mit und bringen ihre Ziele und Forderungen ein. Als in Dresden die Planung eines Reinstsiliziumwerkes bekannt wird, organisiert der ökologische Arbeitskreis im Verbund mit allen drei Superintendenten der Stadt flächendeckende Bittandachten gegen das Werk. Die Staatssicherheit ist alarmiert und reagiert im Sommer 1989 mit Festnahmen, verhängt Ordnungsgelder und konfisziert Fotoapparate. Die Gottesdienste reißen nicht ab und münden ein in die Demonstrationen im Herbst 1989.